Wir verlieren mit Cor Brugman einen der angesehensten Lehrer des Shaolin Kempô in Deutschland, den Niederlanden und Belgien, der viele Jahre das Shaolin Kempô insbesondere in Deutschland geprägt hat.
Wir verlieren mit Heinz Köhnen einen guten Freund und exzellenten Kampfkünstler, von dem wir viel lernen konnten. Wir werden ihm einen ehrendes Gedenken bewahren.
Nachruf auf Hans Stresius (12.06.1942 – 02.05.2022)
Am 02.05.2022 verstarb nach schwerer Krankheit Hans Stresius aus Duisburg-Rheinhausen, der Nestor des Shaolin Kempô, Chuan Su Pok Kek Kune und Chen Tao Wushu in Deutschland. Hans Stresius war aus dem Ringen, Judo und Kraftsport kommend seit 1962 Schüler von Sifu Tze Dschero Khan Chen Tao Tze (Gerard Karel Meijers). Er hat gemeinsam mit Hermann Scholz (?) die Kampfkunst Shaolin Kempô 1966 in Deutschland eingeführt und am Niederrhein, vornehmlich im Ruhrgebiet, verbreitet. Hans Stresius war auch führend bei der Gründung der einschlägigen Verbände, sei es die IG Shaolin Kempô, der Shaolin Kempô Verband NRW und letztlich den Wushuverband NRW und die Deutsche Wushu Federation. Zahlreiche Schüler von ihm gründeten nach ihrer Meisterprüfung eigene Vereine und Schulen und sorgten so für die Verbreitung des Shaolin Kempô und der übrigen Chen Tao Kampfkünste. Hans Stresius gründete dazu Anfang der 1990er Jahre zunächst die Kampfsportgemeinschaft Chen Tao Wushu, aus der später die Fachschaft Chen Tao Wushu im Wushuverband NRW hervorging. Als Ehrenvorsitzender der Fachschaft und Vorsitzender der Prüfungskommission prägte er auch die nachrückenden Meistergrade. Wir hatten eine tiefe persönliche Freundschaft zu ihm und verlieren mit Hans Stresius eine uns prägende und helfende Persönlichkeit. Daher trifft uns sein Tod tief. Uns wird seine persönliche und direkte Art fehlen, mit der er uns oft genug auf den rechten Weg gebracht und uns die Augen für die Vielfältigkeit der chinesischen Kampfkünste geöffnet hat, was deutlich über die rein technischen Aspekte hinaus ging. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
Frank Olislagers
Vorsitzender des Kwoon Kerken-Geldern e. V.
und der Fachschaft Chen Tao Wushu im WVNRW
Was
ist Chen Tao Wushu?
Unter
Chen Tao Wushu verstehen wir in erster Linie die Kampfkunst von Sifu Tze Dschero
Khan Chen Tao Tze in all' seinen vielfältigen und tiefschichtigen Ausprägungen.
In der Fachschaft 'Chen Tao Wushu' des Wushuverbandes NRW sind diejenigen Vereine
organisiert, die sich direkt auf Sifu Tze Dschero Khan und seine Kampfkünste
beziehen und durch persönlichen Kontakt auch beziehen können.
Daneben ist Chen Tao Wushu aber auch die Bezeichnung für das Übungs- und
Trainingssystem im Kwoon Kerken-Geldern e. V. Wir trainieren Kampfkunst auf der
Grundlage des Chen Tao Kempô (Shaolin Kempô), Chan Shaolim Si Kung
Fu, Dju Su und Tai Chi Chuan in direkter Linie und persönlicher Anbindung zu Sifu Tze, so dass für uns der Name Chen Tao Wushu
naheliegend ist. Wir haben die Kampftechniken
aus diesen Kampfstilen so systematisiert und strukturiert,
dass es den Schülern unserer Auffassung nach möglich ist, im
Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten zu üben und sich darin zu entwickeln.
In der Anfängerphase des Trainings werden die grundlegenden Schlag-, Stoß- und Tritttechniken
vermittelt und geübt, so wie dies in den
meisten Kampfsportarten zu finden ist. Bei den Fortgeschrittenen stehen dann
kürzere und rundere Techniken mit schnellen und fließenden Bewegungsabfolgen im
Vordergrund des Trainings. In der Braun- und Schwarzgurtstufe treten dann die
weichen chinesischen Elemente, speziell die Prinzipien des Tai Chi Chuan,
deutlicher hervor.
Integraler Bestandteil unseres Trainings in allen Stufen ist natürlich das systematische
und kontinuierliche Üben der Grundlagen,
speziell der Technikkombinationen des Chen Tao Kempô (Shaolin Kempô).
Verschiedene Qi Gong Übungen gehören ebenfalls zum regelmäßigen Trainingsinhalt. Waffentraining mit
Lang- und Kurzstock, Tonfa und Säbel wird zwar praktiziert, hat aber im
Gesamttraining eine eher untergeordnete Bedeutung. Das Chan Shaolim Si Kung Fu
wird als eigenständiges Trainingssystem nur von den Schwarzgurten und einigen Fortgeschrittenen in einer
separaten Trainingsgruppe geübt.
Im Chen Tao Wushu Training lernt man sich selbst mit seinen eigenen Möglichkeiten und Begrenzungen kennen,
die eigenen Fähigkeiten zu erkennen, weiter zu entwickeln und so die eigenen
Beschränkungen zu überwinden.
Bei unserem Training wird der verantwortliche Umgang mit sich selbst und
den Trainingspartnern geübt und gefördert. Konzentration, Aufmerksamkeit und Ausdauer
sind dabei nötig, um Chen Tao Wushu zu trainieren; innere Ruhe, Gelassenheit und
Harmonie auf der Basis einer gewissen körperlichen Fitness sind angestrebte Ziele des Trainings.
Wie bei den meisten Kampfkünsten asiatischen Ursprungs versteht sich Chen Tao Wushu
auch als Weg- und Lebensschulung, bei der wir uns ständig mit uns selbst
auseinandersetzen müssen.
Weitere Details findet Ihr unter FAQ: 'Häufig gestellte Fragen zum Chen Tao Wushu'.
Prüfungsprogramm im Kwoon Kerken-Geldern e. V.
1. Kraftübungen:
Liegestütze, Bauchmuskelübungen (Crunches, Situps o. ä.),
Beinmuskelübungen (Kniebeugen, Springen o. ä.)
2. Prinzipien
(Partnerübungen, chin. Dui da, jap. Kumite):
Die im Training erlernten Grundtechniken und Stände sind bei den Prinzipien
zu kombinieren und anzuwenden. Der Schüler ist frei in der Auswahl der
Techniken, sofern die vorgegebenen Rahmenbedingungen des jeweiligen Prinzips
eingehalten werden. Im übrigen ist folgendes zu beachten:
1. - 5. Grad: Ausweichbewegung immer nach außen. | |
Fluchtreaktion nach hinten vermeiden. | |
Angriffe und Konter immer Jodan (Kopf/Hals), Chudan (Schulter bis Gürtel) und Gedan (unter dem Gürtel) üben. |
|
Angriffe und Konter immer rechts und links üben. |
Bei den Partnerübungen aus dem Chen Tao Kempô (Shaolin Kempô) sind die vorgegebenen Bewegungsabläufe und -folgen im Rahmen der individuellen Möglichkeiten einzuhalten, es sind häufig mehrere Varianten ein- und derselben Übung möglich und zulässig. Die Übungs- und Trainingsinhalte des Chan Shaolim Si Kung Fu sind nicht Bestandteil unseres Prüfungsprogramms und werden in der Shaolim Si Gruppe gesondert und zusammenhängend trainiert.
3. Formen (chin. Tao, Lu
oder Kuen, jap. Kata):
Die Formen sind ein wesentlicher Bestandteil des Trainings. Sie enthalten Abwehr-
und Angriffstechniken, die in einer vorgegebenen Reihenfolge geübt werden. Sie
umfassen verschiedene Grund- und Kampftechniken, die gegen einen oder mehrere
“nicht sichtbare” Gegner ausgeführt werden (Schattenboxen) und stützen sich
dabei auf folgende Grundsätze:
Wechselspiel von Yin und Yang, | |
Rhythmus und Atmung, | |
Aufmerksamkeit und Ausdruck. |
Die Formen im Chen Tao Wushu sind auf Kampfsituationen
ausgerichtet und haben darüber hinaus meditativen Charakter. Das Üben der Formen
beginnt immer mit dem Erlernen der Techniken und des Bewegungsablaufes. Durch
ständiges Üben entwickelt sich das Zusammenspiel von Rhythmus, Atmung,
Aufmerksamkeit und Ausdruck. Dabei bleibt der spezifische Charakter einer jeden
Form erhalten.
Chen Tao Wushu Prüfungsprogramm für Schülergrade |
|
1. Grad - Weiß mit 1 roten Streifen |
|
"Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt." |
|
Anzahl der Kraftübungen: |
je 5 Stück |
2. Grad - Weiß mit 2 roten Streifen |
|
"Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern das Durchhalten." |
|
Anzahl der
Kraftübungen: Prinzipien: Formen: |
je 10
Stück 1. + 2. Prinzip Schrittdiagramm |
3. Grad - Weiß mit 3 roten Streifen |
|
"Begabung ist nicht so wichtig wie Übung." |
|
Anzahl der Kraftübungen: Prinzipien: Formen: |
je 15 Stück 1. - 3. Prinzip Schrittdiagramm, Sternform |
4. Grad - Weiß mit 4 roten Streifen |
|
"Wenn wir unseren Körper vernachlässigen, wo sollen wir dann leben?" | |
Anzahl der Kraftübungen: Prinzipien: Formen: |
je 20
Stück 1. - 4. Prinzip Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng |
5. Grad - Weiß mit 5 roten Streifen |
|
"Die entscheidende Trennlinie zwischen Gelingen und Misslingen lässt sich in vier Worten ausdrücken: "Ich hatte keine Zeit'." | |
Anzahl der Kraftübungen: Prinzipien: Formen: |
je 25 Stück 1. - 5. Prinzip Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng, Kempô |
6. Grad - Gelb | |
"Der Anfang ist die Hälfte vom Ganzen." | |
Anzahl der Kraftübungen: | je 35 Stück |
Prinzipien: | 1. - 6. Prinzip |
Formen: | Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng, Kempô, 1. Tai Chi |
Chen Tao Kempô: | 10 Vorkumiten, 10 Verteidigungen, 5 Kempô-Kumiten, 5 Befreiungen |
7. Grad - Orange | |
"Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück." | |
Anzahl der Kraftübungen: | je 45 Stück |
Prinzipien: | 1. - 7. Prinzip |
Formen: | Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng, Kempô, 1. - 2. Tai Chi |
Chen Tao Kempô: | 10 Vorkumiten, 10 Verteidigungen, 10 Kempô-Kumiten, 10 Befreiungen |
8. Grad - Grün | |
"Mut ist wie ein Muskel. Er wird stärker, wenn man ihn regelmäßig gebraucht." | |
Anzahl der Kraftübungen: | je 55 Stück |
Prinzipien: | 1. - 8. Prinzip |
Formen: | Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng, Kempô, 1. - 5. Tai Chi |
Chen Tao Kempô: | 10 Vorkumiten, 10 Verteidigungen, 15 Kempô-Kumiten, 15 Befreiungen |
9. Grad - Blau | |
"Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziel kommt." | |
Anzahl der Kraftübungen: |
je 75 Stück |
Prinzipien: | 1. - 9. Prinzip |
Formen: |
Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng, Kempô, 1. - 5. Tai Chi, 1. - 5. Saifat |
Chen Tao Kempô: | 10 Vorkumiten, 10 Verteidigungen, 20 Kempô-Kumiten, 20 Befreiungen |
10. Grad - Braun | |
"Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten; sie entspringt dem unbeugsamen Willen." | |
Anzahl der Kraftübungen: |
je 100 Stück |
Prinzipien: | 1. - 10. Prinzip |
Formen: | Schrittdiagramm, Sternform, Tai Seng, Kempô, 1. - 5. Tai Chi, 1. - 5. Saifat, 1. - 5. Tao Sen |
Chen Tao Kempô: | 10 Vorkumiten, 10 Verteidigungen, 25 Kempô-Kumiten, 25 Befreiungen |
weitere Formen im Schwarzgurtbereich: | |
Sifat Shodan, Ji'in, Ching Lung Kuen, Huang Chen Kuen, Handbewegungen 1 u. 2, Tigerkäfig 1 - 3, Da Lung Kuen 1 - 10, Wei Tan Gong, Sanchin, Ta Lu |
Prinzipien: |
||
Prinzip |
Angriff |
Block/Konter |
1. |
Faust/Hand/Arm |
Faust/Hand/Arm (hoher Stand) |
2. |
Faust/Hand/Arm |
Faust/Hand/Arm (tiefer Stand) |
3. |
Fuß/Bein |
Faust/Hand/Arm (tiefer Stand) |
4. |
Faust/Hand/Arm |
Fuß/Bein (tiefer Stand) |
5. |
Fuß/Bein |
Fuß/Bein (tiefer Stand) |
6. |
Faust/Arm/Hand/Fuß/Bein |
Block und Konter mit demselben Körperteil hintereinander; "nach mit folgt gegen" |
7. |
Faust/Arm/Hand/Fuß/Bein |
Doppelblock, Doppelkonter (Kontrolle zweier gleichzeitiger Bewegungen) |
8. |
Faust/Arm/Hand/Fuß/Bein |
Konter mit drei oder mehr Techniken auf dasselbe Ziel |
9. |
Faust/Arm/Hand/Fuß/Bein |
Kombinationen in logischer Folge (Folgerichtigkeit) |
10. |
Faust/Arm/Hand/Fuß/Bein |
Da Mang (Konsequenz) |
Befreiungen gegen folgende Angriffe: |
Eine Hand festhalten, von vorne |
Zwei Hände festhalten, von vorne |
Zwei Hände festhalten, von hinten |
Halswürgegriff mit zwei Händen, von vorne |
Halswürgegriff mit zwei Händen, von hinten |
Armwürgegriff von hinten |
Schwitzkasten von vorne |
Schwitzkasten von der Seite |
Schwitzkasten von der Seite mit festhalten eines Armes |
Haargriff mit einer Hand, von vorne |
Haargriff mit einer Hand von hinten |
Haargriff mit einer Hand von der Seite |
Körperumklammerung von vorne ohne Einschließen der Arme, mit und ohne Anheben |
Körperumklammerung von vorne mit Einschließen der Arme, mit und ohne Anheben |
Körperumklammerung von hinten ohne Einschließen der Arme, mit und ohne Anheben |
Körperumklammerung von hinten mit Einschließen der Arme, mit und ohne Anheben |
Am Kragen festhalten, einhändig von vorne |
Am Kragen festhalten, beidhändig von vorne |
Am Kragen festhalten, einhändig von hinten |
Am Kragen festhalten, beidhändig von hinten |
Stockangriff von oben auf den Kopf gezielt |
Stockangriff von der Seite, von innen nach außen geführt |
Stockangriff von der Seite, von außen nach innen geführt |
Stock/Messerstich von vorne geradeaus gezielt |
Messerangriff von unten nach oben geführt |
Messerangriff von oben herabgeführt |
Auf dem Rücken liegend Halswürgegriff, auf den Schenkeln sitzend |
Auf dem Rücken liegend Halswürgegriff, zwischen den Beinen liegend |
Auf dem Bauch liegend mit Arm-Haltegriff |
Zwei Angreifer |
Zu den Waffenabwehren weisen wir darauf hin, dass wir diese Techniken nur zur Vervollständigung des technischen Repertoires und unter rein sportlichen Gesichtspunkten üben. Zur realistischen Selbstverteidigung gegen bewaffnete Angriffe sind die uns bekannten waffenlosen Abwehrtechniken unserer Auffassung nach allesamt nicht verlässlich geeignet.
Das
Prüfungsprogramm für Schüler- und Meistergrade in der Fachschaft Chen Tao
Wushu des Wushuverbandes Nordrhein-Westfalen findet Ihr
hier.
Die Inhalte des Trainingsprogramm für Chan Shaolim Si Kung Fu im Kwoon
Kerken-Geldern e. V. findet Ihr
hier.
Hinsichtlich der Prüfungs- und Graduierungsmodalitäten orientieren wir uns an
den ursprünglichen Gepflogenheiten der Shaolingruppen von Sifu Tze.
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